Dover
14.08.2024, Tag 99
Morgens um 7:00 Uhr hole ich noch schnell ein Baguette und Croissents.
Dann geht´s los. Wir steuern auf das Fahrwasser des Ärmelkanals zu und beobachten den Verkehr. Zum Glück gab es im Süden Grüppchenbildung und so gehen die Schiffe, die von Süden kommen im Pulk vor uns durch und wir können erstmal weiter segeln. Felix fragt sich irritiert warum auf dem AIS so viele Boote im Fahrwasser in der Mitte zu sehen sind, die sich nicht oder nur sehr wenig bewegen. In der Mitte angekommen stellen wir fest, dass sich auch hier die Angler tummeln. Und wir machen uns so große Sorgen, weil wir das Fahrwasser überqueren wollen! Nun kommt doch von links ein Frachter zu schnell auf uns zu, daher starten wir den Motor, weichen aus und können kurze Zeit später außerhalb des Fahrwassers den Motor ausmachen und nach Dover segeln. Hier setze ich nun die englische Gastlandsflagge und wieder die Flagge Q, da wir ja aus einem Land außerhalb GB kommen. Die Einfahrt vor Dover ist strikt geregelt: 2 Meilen vor Dover melden wir uns an und sollen dann kurz vor der Einfahrt nochmal über Funk nachfragen ob wir rein dürfen (leider ist die Frau vom Port Control Dover sehr schlecht zu verstehen, so dass ich mehrfach um Wiederholung bitte). Dann dürfen wir in den Außenhafen einlaufen und müssen nun mit der Marina Kontakt aufnehmen. Das funktioniert deutlich besser und wir fahren durch eine sehr enge Einfahrt in die riesige Marina. Kaum angekommen stehen 2 freundliche, uniformierte Männer am Steg, die wir zunächst fast mit den Hafenmitarbeitern verwechselt hätten, als uns klar wird, die beiden sind vom Zoll. Zunächst werden Höflichkeiten ausgetauscht, sie interessieren sich für unsere Reise und wie es uns so geht und dann werden wir gefragt ob wir Alkohol (mehr als ein Liter Hartgas oder Zigaretten) an Bord haben. Beides verneinen wir. Unsere Pässe werden kontrolliert und dann haben wir noch vergessen das Einreiseformular auszufüllen (es reicht nicht, dass wir das Formular sowohl auf Guernsey als auch auf Jersey ausgefüllt haben). Die beiden helfen Felix das Formular online auszufüllen und dann warten wir gemeinsam auf die Bestätigung und unterhalten uns sehr nett. Danach melde ich uns in der Marina an, bekommen nette Wandertips und schon sind wir wieder unterwegs.
Abends essen wir Pizza und finden auf dem Rückweg ganz nahe an der Marina eine nette Bar, in die wir morgen gehen wollen um auf den 100. Tag unserer Reise anzustoßen.
15.08.2024, Tag 100, Hafentag
Wir laufen zunächst zu einem Laden mit Bootsequipment und dann zu den Klippen von Dover. Von oben sieht der Hafen mit den vielen Fähren riesig aus und ich frage mich: Wie sollen wir da morgen auf dem Weg nach Norden eigentlich durchkommen? Die Wanderung ist spektakulär, leider weht es ordentlich und so wird der Rückweg beschschwerlich. Nach dem Abendbrot gehen wir in die Kneipe und feiern mit Bier und Cidre den 100 Tag unserer Reise.
Ramsgate
16.08.2024, Tag 101
Wir kaufen morgens noch Camping Gas und laufen dann um 10:15 Uhr aus. Auch jetzt müssen wir uns die Erlaubnis holen, durch den Hafen zu fahren, zum Glück! Wir werden durch den großen Außenhafen gelotst und dürfen dann hinter einer großen Fähre den Hafen durch den Ostausgang verlassen. War alles ganz einfach, wir sind erleichtert, dass wir genaue Anweisungen bekommen haben und so sicher das Fahrwasser der Fähren überqueren konnten.
Ramsgate ist, anders als der Name suggeriert, ganz hübsch. Auf der Brücke kommt uns einer unserer beiden Zöllner entgegen. Er freut sich uns wieder zu sehen und gibt uns den Hinweis, dass heute am Freitag Fish & Chips gegessen werden. Das nehme ich gerne auf und wir laufen weiter die Stadt besichtigen. Leider finden wir keinen Imbiss wo man Fish & Chips und für Felix etwas Vegetarisches findet. Daher gehen wir eben Pizza essen.
Queenborough
17.08.2024,Tag 102
Wieder frühes auslaufen, damit der Strom genutzt wird. Wir fahren unter der Küste lang und biegen gegen11:00 Uhr in dieThemse. Von dort fahren wir am linken Fahrwasserrand die Themse hoch, biegen hinter Sheppy-Island ab und legen uns gegen 13:00 Uhr an die Boje.
Das Wassertaxi wird vom Hafenmeister betrieben und ist umsonst. Queenborough ist klein, an einigen Stellen ganz hübsch aber eher sehr verschlafen.
Abends bleiben wir an Bord und gehen früh ins Bett, da wir ja morgen früh los müssen um rechtzeitig zur Schleuse bei Hochwasser in London zu sein.
London
18.08.2024, Tag 103
05:30 Uhr auslaufen.
Kleine Booote sollen sich zunächst außerhalb des linken Fahrwasserrands halten. Das machen wir. Es funktioniert. Die Themse ist jetzt nicht sehr befahren, wir kommen an verschiedenen Docks vorbei und hin und wieder begegnet uns ein Frachtschiff. Gegen 09:00 Uhr kommt plötzlich ein Höllenlärm aus dem Motorraum. Felix sprintet runter und stellt fest, dass die Abdeckungslage des Keilriemens abgefallen ist. Zum Glück ist der Keilriemen nicht gerissen und wir können weiter fahren.
Jetzt kommen wir in den Bereich von London. Der Verkehr wird merklich mehr, insbesondere die Schnellfähren (Uberferry) kommen von allen Seiten, sind aber rücksichtsvoll und warten auch mal, so dass wir durchkommen. Es wird immer aufregender, die Skyline taucht auf, wir passieren das Tidal Barrier nach Anmeldung, Greenwich und die Cutty Sark sind zu sehen, wir passieren den 0 – Meridian, fahren unter einer Seilbahn durch, überholen Ruderer und versuchen trotz des immer dichter werdenden Verkehrs auf der Themse, Ruhe zu bewahren. Dann taucht die Towerbridge auf und wir nehmen Kontakt zum Office der St. Katharina Marina auf. Auch diese Schleuse ist offen, so dass wir auf das Selfie an der Warteboje verzichten und direkt durchgeschleust werden. In der Schleuse bekommen wir alles was wir für den Aufenthalt in der Marina benötigen und fahren dann ins Ostbecken auf unseren Platz. Plötzlich wird es ganz ruhig, denn wir sind von 4 Seiten geschützt und nur ein bisschen Fluglärm stört die Ruhe. Diese ruhige Oase wird und in den nächsten Tagen immer wieder erfreuen und entspannen.
Wir gehen ausführlich duschen, essen etwas und machen uns dann mit dem Gummie – Schwan, den ich von meinen Kolleg ´innen bekommen habe auf zur Towerbridge. Es ist überall voll aber es gelingen uns ein paar Bilder. Nachdem wir den Schwan zurück zum Boot gebracht haben laufen wir die Themse auf und ab und trinken dann nahe am Hafen mit Blick auf die Themse Bier.
19.und 20.08. 2024 (herzlichen Glückwunsch liebe Julia), Hafentage
Nach dem Frühstück gehe ich Wäsche waschen und Felix baut den Keilriemen aus. Wir sind ja der Meinung, dass wir 2 Ersatzriemen haben. Stimmt aber nicht wir haben zwar 2 neue Keilriemen, leider sind beide zu kurz. Macht ja nichts denken wir, hier muss es doch leicht sein eine entsprechenden Keilriemen zu kaufen. Wir irren uns, im Hafen Office berichten die Mitarbeiterinnen, dass alle Werkstätten rund um London leider aufgegeben haben. Was nun? Mit Hilfe der Mitarbeiter*innen gelingt es über einen Versandshop einen Keilriemen der richtigen Größe für morgen zu bestellen. Etwas erleichtert laufen wir ein bisschen rum.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Greenwich, besichtigen die Cutty Sark, gebaut als Teeklipper, gefahren weltweit, ein Handelsschiff, das unter Segeln unter anderem regelmäßig die Route London – Indien fuhr. Danach gehen wir über den Markt, essen dort etwas, dann weiter zum Schifffahrtsmuseum, zur Sternwarte und dem 0 -Meridian.
Nachmittags erreicht uns die Nachricht, dass der Keilriemen in der Hafenmeisterei eingetroffen ist. Ein Glück!
21.08. (herzlichen Glückwunsch liebe Kerstin), 22.08. und 23.08.2024, Tage 106, 107, 108
Am 21. morgens holt Felix den Keilriemen und baut ihn ein, er funktioniert und wir sind erleichtert. Nun können wir die Stadt in Ruhe genießen.
Wir fahren nach Notting Hill, laufen auf dem Portobello Market auf und ab, dann vorbei am Kensington Palast durch den Hyde Park zum Buckingham Palast und über den Trafalgar Square zum House of Parlament. An der Themes teilen wir uns eine Pizza und fahren dann zurück zum Boot, total erleichtert über die Ruhe hier.
Die Stadttour geht am 22.08. weiter (eigentlich wollten wir heute wieder los aber wir benötigen ein Wetterfenster mit 2 Tagen moderaten Wind, sonst gibt es in der Themsemündung böse Wellen, da dann dort viel Wind auf viel Strom trifft). Wir beginnen mit einem Frühststück auf dem Borough Market. Weiter gehts zum Camden Market. Hier ist der Ton rauer als auf den anderen Märkten, ein Punker sitzt an der Straße, hört laut Musik und bittet auf einem Schild „Help a Punk get drunk“. Auch hier wimmelt es und gegen spät mittag essen wir Streetfood und fahren dann zurück zum Boot.
Das Naturkundemuseum in South Kensington ist am 23.08. unser Ziel. Nachdem wir etwa 1 Stunde angestanden haben laufen wir durch die spannende Ausstellung, gucken Wale, Dinosaurier und Gürteltiere an. Abends gehen wir in das Dickens Inn, das direkt vor unserem Hafenbecken ist und trinken Bier und Cidre vom Fass.
24.08. und 25.08. 2024, Tage 109 und 110 und weiter eingeweht
Am 24. morgens regnet es und die Vorhersage aller Wetterdienste (Meno, DMI und Frankreich) sind sich einig: das wird heute und morgen nichts. Wir sagen um 06.00Uhr an der Schleuse Bescheid, dass wir heute nicht schleusen und legen uns wieder in die Koje. Viel unternehmen wir heute nicht, da es den ganzen Tag immer wieder regnet.
Am 25. überlegt Felix um 04:00 Uhr kurz ob wir es heute versuchen sollen, stellt dann aber fest, dass wir dann in Queenborough an der Boje 6-7 Windstärken hätten. Ich schlafe also aus und wir spazieren dann am Themseufer Richtung Süden, kommen am Bankenviertel vorbei, gucken eine kleine Marina und ein großes Wasserbecken für Ruderer, Jollen und Subs an, unterqueren die Themse durch einen Fußgängertunnel und laufen ein bisschen durch Greenwich. Abends holen wir Proviant für morgen, denn auch diesmal sind die Wetterdienste einig und sagen für die nächsten Tage moderate Winde an.
Ramsgate
26.08.2024, Tag 111
Heute geht es los. Wir nehmen die Schleuse um 06:00 Uhr. Die Themse ist friedlich, keine großen Boote und zunächst auch keine Uberferrys. Bald bekommen wir Strom mit und fahren dann mit 8-9 Knoten stromabwährts. Bei den Tillberry Docks müssen wir warten bis ein großer Frachter von 2 Schleppern auf die richtige Bahn gebracht wird. Danach geht es schnell weiter, irgendwann können wir endlich wieder segeln und wir entscheiden am frühen Nachmittag, dass wir bis Ramsgate fahren können. Zunächst läuft es super, abends nimmt der Wind zu und kommt nun von gegenan. Da auch der Strom jezt gegen uns ist kreuzen wir die letzten Meilen dänisch, nehmen die Segel runter und laufen in Rammsgate vor dem Dunkelwerden ein.
Ein Glück, morgen geht es weiter und wir haben die Hoffnung, dass wir unsere Verabredung mit Lotta und Karl am 02.09. in Amsterdam einhalten können.
Dunkerque
27.08.2024, Tag 112
Wir laufen früh aus und queren nach einiger Zeit die Fahrwasser des Ärmelkanals. Vorher sehen wir in einiger Entfernung nochmal eine Schule Delphine.
In Dunkerque angekommen tanken wir zunächst, suchen uns dann eine schönen Liegeplatz, gehen einkaufen und haben in der Nähe des Hafens ein gemütliches kleines Restaurant mit ein paar Außentischen entdeckt. Da kehren wir ein und Felix bekommt ein tolles Gemüseomlette und ich die besten Moules Frittes der Reise. Wir genießen unseren letzen Abend in Frankreich und sind ganz froh mit unserem Törn.