Hoorn
06.09.2024, Tag 122
Wir brechen morgens in Amsterdam auf, fahren neben der linken Fahrwasserseite in dem Fahrwasser für Sportboote, schleusen ins Markenermeer und werden durch die Brücke gewunken. Ein Stück müssen wir noch im Fahrwasser motoren, bis wir endlich wieder Segel setzen können und erst am Wind und dann mit halben Wind nach Hoorn segeln. Wir legen im Hafen des WSV Hoorn, dem Vluchthaven an.
Hoorn ist eine schöne Stadt, die seit dem 17. Jahrhundert eine bekannte Handelsstadt war und deren Einwohner, der Seefahrer Willem Schouten, die Tonga Inseln entdeckte und die Südspitze Süd – Amerikas umsegelte. Er gab dem Kap den Namen Kap Hoorn.
Wir laufen ein bisschen durch die Stadt und sind froh nicht in die Marina gegangen zu sein, denn der Vluchthaven hat eine sehr schöne Atmosphäre. Von unserem Platz aus haben wir einen tollen Blick über den alten Hafen mit großen Traditionsschiffen.
Makkum
07.09.2024, Tag 123
10:00 Uhr auslaufen. Wir segeln über die Schleuse vor Enkhuizen ins Ijsselmeer und frühstücken dabei. Nach der Schleuse segeln wir zunächst mit leichten Winden Richtung Makkum, müssen aber 2 Stunden vor Makkum den Motor anschmeißen, da der Wind weg ist. Dafür werden wir von einem riesigen Fliegenschwarm belästigt, die überall `rein kriechen. Nur vor dem Mast ist genügend Fahrtwind um sie zu verscheuchen.
In Makkum angekommen legen wir im Kanal (Makkumer Diep) an dem wunderschönen Anleger des W.V. Makkum an. Clubmitglieder empfangen uns und der Hafenmeister begrüßt uns mit den Worten: „Für so ein schönes Schiff haben wir immer einen Platz.“ Wir finden ihn sofort symphatisch und absolut geschmackssicher. Direkt von unserem Platz aus blicken wir ins Schillf. Das ist zwar sehr schön, tut uns aber in den nächsten Tagen noch leid, da in diesem Schillf offensichtlich die gesamte Mückenpopulation des Ijsselmeers lebt.
Vom Wasser aus war zu sehen, dass hier gebadet wird. Also: „pack die Badehose ein“ und los gehts. Das Ijsselmeer ist nicht salzig aber sehr erfrischend. Wieder am Boot genießen wir den tollen Abend und werden bereits jetzt unbemerkt Opfer der Blutsauger. Nachts ist es sehr warm und Felix legt sich ins Cockpit. So ist er das erste Opfer der Mücken, die sich dann aber offensichtlich im Boot niederlassen, denn in der nächsten Nacht entdecken sie, dass mein Blut noch besser schmeckt. Sie haben halt einen guten Geschmack 🙁
Terschelling
08.09.2024, Tag 124
Wir haben beide errechnet, dass wir um 11:00 Uhr auslaufen sollten. Was tun wir also? Wir laufen um 10:30 Uhr aus, nachdem ich 3 Boote hintereinander zielstrebig auslaufen sah. Es bläst ein frischer Wind und wir verstehen, warum die Segler bei frischen Winden lieber in der Wattenzee als auf dem Ijsselmeer segeln. Die Welle ist kurz und hart, wir bolzen uns Richtung Schleuse.
Um 11:15 Uhr laufen wir in die Lorenzsluizen ein, um 11:30 wieder raus. Von hier segeln wir nun ganz entspannt 8 sm im Fahrwasser nach Harlingen. Von dort soll es weiter durch die Wattenzee nach Terschelling gehen. Leider haben wir beide die Route nicht ausführlich angeguckt und sind daher überfordert als aus Richtung Terschelling diverse Yachten und Großsegler auf uns zu segeln. Sie kommen von allen Seiten und wir kapieren erst später, dass es ein Fahrwasser, (das in beide Richtungen befahren wird) für Sportboote neben dem großen Fahrwasser gibt. Zu allem Überfluss piept plötzlich die Untiefenwarnung hektisch und zeigt kurz 1,40m an. Zum Glück irrt sie, wie wir im nachhinein feststellen, trotzdem der Schreck sitzt!
Bald lichtet sich das Chaos und so segeln wir nun, sklavisch dem Fahrwasser folgend, alle möglichen Untiefen umschiffend nach Terschelling. Bei der Anfahrt auf den Liegeplatz bekommen wir doch einen Schreck, durch eine kurze Grundberührung. Es rumpelt und fühlt sich an als hätten wir einen Stein getroffen obwohl wir einen guten Abstand zur Steinmole haben. Im Herbst werden wir sehen ob es eine Schramme am Kiel geworden ist.
Am Anleger wird gebadet und so steige ich, kaum dass wir fest sind auch ins Wasser. Es ist schön klar und nicht zu kalt. Abends am Steg sehe ich ein Schild auf dem das Baden im Hafen verboten wird. Naja morgen gehen wir zum Strand und ab übermorgen wird das Wetter ungemütlich, da bade ich dann sowieso nicht.
09.09., 10.09. und 11.09.2024, Tage´ 125, 126 und 127, Hafentage
Am Montag ist das Wetter richtig gut und wir radeln zum Strand auf der Westseite, West aan Zee, liegen dort am Strand rum und gehen baden auch wenn Felix findet, dass das Wasser nicht mehr warm genug ist. Danach radeln wir durch die Dünen nach Midsland aan Zee und gehen dort in die „zandzeebar“ zum Mittagessen. Es schmeckt gut und die Bar ist sehr chillig und gemütlich. Auf dem Rückweg radeln wir am Deich, leider nun mit Gegenwind und beneiden ein wenig die E-biker.
Die nächsten beiden Tage verbringen wir mit ausführlichem Wäsche waschen und gammeln ansonsten auf dem Boot rum. Abends gibt es kurze trockene Zeiten die wir zum radfahren und spazieren gehen nutzen.
Inzwischen haben Ulrike und Oliver uns geschrieben, dass sie uns gerne noch ein Stück durch Holland begleiten. Da freuen wir uns sehr.
Burdaard
12.09.2024, Tag 128
Bei Niedrigwasser sollte ausgelaufen werden. Wir warten trotzdem ein bisschen, denn es kommt noch eine Gewitterfront mit dunklen Wolken und viel angesagtem Wind durch. Danach sieht es zwar immer noch nicht freundlich aus, wir laufen trotzdem aus. Leider ist nun der Wind fast ganz weg und der spärliche Rest kommt von hinten. Daher motoren wir Richtung Harlingen, passieren dort recht schnell die Schleuse in die stehende Mastroute und fahren mit einigen kurzen Wartezeiten auf Brückenöffnungen bis wir gegen 16.00 Uhr vor Leuwarden ankommen. Dort müssen wir 2 Stunden auf eine Brücke warten. Wir legen uns auf einen Platz am Ufer und ich gehe einkaufen. Pünktlich um 18:00 Uhr öffnet die Brücke und nun geht es zügig durch alle Brücken von Leuwarden, so dass wir rechtzeitig die Stadt verlassen können. Nun kommt eine der schönsten Strecken der Stehenden Mastroute. Wir fahren vorbei an kleine Gärten, hübschen alten und neuen Hollandhäusern, vorbei an Wiesen und Schilfgürteln, kleinen und großen Booten und Badestellen bis wir in Burdaard landen und uns dort wie auf dem Hinweg an dem Fußweg festmachen.
Groningen
13.09.2024 Tag 129
Wir stehen zeitig auf, laufen zu den sanitären Anlagen auf dem Campingplatz und gehen auf dem Rückweg zu dem kleinen Laden, den ich schon auf dem Hinweg sehr mochte. Wir kaufen Brötchen und Croissants (diese schmecken fast wie die in Frankreich), Käse und ein paar Snacks ein.
Dann ist es 09:00 Uhr und es gehrt weiter. Zunächst durch Burdaard: 3 Brücken, 3,50€, die im Vorbeifahren in einen kleinen Holzschuh gelegt werden, weiter durch Dokkum (4 Brücken, 5€ in den Holzschuh), dann durch 2 Brücken und eine Schleuse ins Lauwersmeer. Von dort werden wir durch eine Schleuse + Brücke nacht Zoutkamp geschleust. Der Brückenwärter heißt uns herzlich willkommen in dem „wunderschönen Zoutkamp“. Nun durchqueren wir noch 3 weiter Schleusen und 6 Brücken um in den Yachthafen Reit Diep, einem Vorort von Groningen zu kommen. Die Hafenmeisterin vom Frühjahr begrüßt uns, ich frage nach den Öffnungszeiten der Groninger Brücken morgen und wir verabreden, dass wir gegen 10:00 Uhr im Hafen tanken können.
Nachdem wir einigermaßen aufgeklart haben, ziehen wir uns um und fahren mit dem Bus (Linie 1, P&R) in die Stadt. Dort essen wir Tapas und fahren danach müde zum Boot zurück.
Delfzil
14.09.2024, Tag 130
Nachdem wir getankt haben machen wir uns auf den Weg. Eigentlich soll die erste Brücke das erste Mal um 11:30 Uhr öffnen, aber schon während wir auf den Wartesteg zusteuern blinkt sie rot -grün, was bedeutet, dass die Öffnung vorbereitet wird. Nix ist mit gemütlichem Frühstück am Kanal. Von jetzt an geht es Schlag auf Schlag und ich verschicke an Ulrike einen live Standort, damit wir irgendwie zusammen kommen. Die Züge sind pünktlich, so dass die beiden gegen 11:25 Uhr am Bahnhof sein sollten. Laut Hafenmeisterin gibt es in der Nähe vom Bahnhof Möglichkeiten anzulegen. Also beobachte ich über google maps wo wir sind. Als wir auf dem Kanalstück in der Nähe des Bahnhofs sind, stehen die Maltas schon an der richtigen Stelle am Kanal. Was für ein Glück, hier ist der Kanal sogar am Ufer tief genug. Wir fahren langsam ran, beide springen auf (mit Gepäck!), Felix legt den Gang ein und der Brückenwärter gibt extra für uns, nochmal grünes Licht für die Brücke, die er gerade schließen wollte.
Wir freuen uns sehr über den Besuch und sind begeistert, wie gut das alles geklappt hat. Leider ist schon bald die Kanaldurchfahrt von Groningen vorbei und wir laufen in den Kanal Richtung Delfzil ein.
Die Fahrt durch den Kanal nutzen wir um uns gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. So vergeht die Fahrt wie im Flug. Von unserer Tour im Juni 2020 hatten wir den Kanal eher langweitlig und trist in Erinnerung, aber ohne Coronaepidemie und mit Sonnenschein ist auch dieses Stück gut zu genießen. Durch die große Schleuse geht es in den Hafen Delfzil, der uns auch nicht in guter Erinnerung ist. Auch hier gilt: Im Sonnenschein sieht alles besser aus. Es wird wohl niemals unsere Lieblingsstadt werden aber nachdem wir erneut ohne Erfolg die schönen Seiten der Stadt gesucht haben, finden wir das Hafen Café. Es sieht von außen nicht sehr interssant aus, aber wir bekommen einen Platz mit Blick auf den Hafen und das Essen schmeckt ganz prima. Ulrike, Oliver und ich teilen uns eine Fischplatte (sie ist sehr groß und sehr lecker). Dazu gibt es Pommes (sehr, sehr lecker) und für Felix Nachos (auch lecker). Der Abend vergeht wie im Flug und wir freuen uns auf die Koje. Wir sollen morgen erst um 10:00 Uhr auslaufen, können also ausschlafen.