Boulogne sur Mer

02.06. 2024 Tag 26

Es sind 4-6 Beaufort aus Nord angesagt, das ist okay, wir starten.
Mit halben Wind rauschen wir an der französichen Küste entlang.
Zitat aus einem anderen Bog: „Und plötzlich wird das Wasser grün“. Und wie grün! Wir sind an der Cote d`opal. Die Sonne scheint und das Wasser schimmert. An Land sind weiße Felsen zu sehen, Städtchen schmiegen sich in die Landschaft, ich kann mich gar nicht satt sehen.
Auf Höhe Calais wird klar, wir sind am Ärmelkanal. Auch hier ein Zitat: „die Frachter ziehen wie auf eine Perlenkette gezogen durch das Fahrwasser“ . Ein Anblick der toll ist und für mich gleichzeitig erschreckend, wir wollen irgendwann ja nach England, dann müssen wir daran vorbei.
Jetzt kommt der Wind raumschots und die wir segeln auf Boulogne sur Mer zu, dem Hafen mit der größten Fischerreiflotte Frankreichs.
Ein Platz ist schnell gefunden. Der Hafen liegt in einem Industriegebiet und überall wird gebaut. Auf der Straße knattern die Mopeds. Es gibt sehr unterschiedliche Bewertungen dazu, wir finden alle stimmen ein bisschen aber die Bewertung „das ist der hässlichste Hafen ever“ teilen wir nicht. Wir freuen uns auf die Altstadt, gehen dort essen (Felix isst Omelette und ich das erste Mal Moules et Frittes).
Wir telefonieren mit Oliver und Ulrike und beschließen, dass wir hier auf die beiden warten.
Gedanken machen wir uns über die schwedischen Segler, die diesmal nicht mit ausgelaufen sind. Hoffentlich geht es den beiden gut.

03.06.2024 Tag 27

Morgens tanken wir, füllen das Wasser auf und bereiten das Boot auf die 4-Menschen Crew vor: Schlauchboot aus der Gästekoje und rauf aufs Deck, Alles was wir sonst noch in der Gästekoje gelagert haben wird woanders verstaut, Laken werden glatt gezogen und ich sauge ausführlich Staub.
Danach wandern wir in die Stadt, besichtigen wieder eine Kirche, laufen auf dem Wall der Altstadt rum, fragen im Touristbüro eine sehr freundliche und hoch engagierte Mitarbeiterin nach Wanderungen und gucken nochmal zum Strand. Da geht die Wanderung los, die wir morgen machen wollen.
Im Hafen sind nun zum Glück auch die Schweden angekommen. Ich gehe da gleich mal hin und werde begeistert begrüßt. Genau wie wir, hatten die beiden darüber nachgedacht unsere Kontaktdaten auszutauschen. Das machen wir bei einem gemütlichen Bier auf der Adagio. Magdalena und Daniel haben „a couple of years“. Sie haben in Göteborg ihr Haus verkauft und sind 4 Jahre auf ihr Boot gezogen. Nun werden sie mit dem Ersparten auskommen. Beide sind sehr herzlich und wir haben einen schönen Abend. Hier ein Link auf ihre Seite: https://adagio-sailing.com/

Wieder an Bord der Zoef stelle ich fest, dass es bereits halb zehn ist. Wenn ich kein Zeitgefühl mehr habe, bin ich im Urlaub angekommen!

04.06.2024 Tag 28

Heute wollen wir wandern. Wir laufen zunächst an der Küste entlang und staunen weiter über die Farben hier. In Wimereux essen wir Salat mit warmen Ziegenkäse und Felix ein Omelett. Weiter gehts ins Landesinnere, vorbei an einem Park mit der obligatorischen Boule Bahn und den dazugehörigen Spieler*innen und an einem „schönen Haus mit Wasserfall“, kommen spät nachmittags an, finden erstmal keinen guten Supermarkt. Schnell aufs Boot, Sachen ablegen und dann holen wir Ulrike und Oliver vom pünktlichen Zug ab.

Dieppe

05.06.2024 Tag 29

Morgens 08:30 Uhr: viele laufen aus, Felix wir unruhig. Nachdem wir noch schnell Brot und ein paar Kleinigkeiten eingekauft haben laufen wir gegen 09:30 Uhr aus. Im Außenhafen endeckt Ulrike eine riesige Kegelrobbe. Zunächst müssen wir mit Motor laufen, dann später können wir gut segeln.
Dieppe ist die reinste Erholung für uns. Der Hafen ist zwar groß aber die Straße ist kaum zu hören, die Häuser sind schön. Es ist auf Touristen eingerichtet und wir sind froh in der Vorsaison hier zu sein. Wir essen in einem Restaurant direkt am Hafen. Man sollte nie mit schlimmen Hunger das Restaurant auswählen. Alle sind ein bisschen enttäuscht über das Essen, das so verlockend duftete. Dann wird es auch dunkel und wir fallen müde ins Bett.

06.06.2024 Tag 30

Wir vorhergesagt ist der Wind für die nächste 2 Tage nicht günstig für das nächste Ziel. Nach dem Frühstück packen wir die Rucksäcke und nehmen die nächste Wanderung in Angriff. Sie führt zunächst in die Festung, dann durch die Stadt in der wir die obligatorische Kirche besichtigen und dann an der Küstenstraße in das nächste Örtchen. Als erstes fällt der Gedenkstein auf, der einer kanadischen Flugzeugbesatzung gewidmet ist, die im 2. Weltkrieg hier abgeschossen wurde. Kleine kanadische Flaggen sind aufgestellt. Menschen denken an die jungen Leute, die hier starben. Solche Gedenksteine begnen uns jetzt häufig und stimmen uns immer wieder traurig und erschüttert.
Nach einer kleine Pause geht es weiter ins Landesinnere und dort vorbei an Feldern und über Wege abseits der Straße. Nach 20 Kilometern kommen wir total fußlahm im Hafen an, machen schnell Abendbrot und fallen ins Bett.

07.06.2024 Tag 31

Morgens ist Ulrike sehr schlapp und erkältet. Oli und sie bleiben also am Schiff, Felix und ich laufen auf die andere Seite des Hafens, wo hoch über der Stadt eine schöne, lichte Kapelle steht.
Von dort gehen wir ein Stückchen weiter und pausieren an einem Strand mit gut abgeschliffenen Kieselsteinen. Zurück durch diesen zunächst modern langweiligen Teil und dann durch einen alten beschaulichen Stadtteil in den Hafen.
Nach dem Abendbrot trinken wir Rotwein am Strand und beobachten den Sonnenuntergang, der leider am Ende die Lust verliert und unspektakulär endet.

08.06.2024 Tag 32

Seid gestern Abend ist mir kalt und ich schwächel. Daher bleibe ich auf dem Boot und vergammel die Zeit.
Felix und Oli bringen die Aufkleber mit unserem Heimathafen am Heck an.
Wir sprechen abends über die weiteren Reisepläne mit Magdalena und Daniel und nehmen den Vorschlag von Daniel morgen früh um 4.00 Uhr zu starten auf, denn dann haben wir noch eine gute Chance auf guten Segelwind und Strom mit.

Le Havre

09.06.2024 Tag 33

Gesagt getan. Um 03:30 klingelt der Wecker: Rin in die Klamotten, Boot auftakeln und los gehts. Als wir auf See sind dämmert es und wir haben einen superschönen Sonnenaufgang auf See. Zunächst wird der Motor doch benötigt, dann können wir ihn ab kurz vor 6 ausmachen und segeln nun mit dem Strom zeitweilig mit 8 Knoten nach Le Havre. Leider vergessen wir zu essen und wollen dies in Le Havre nachholen. Die Schönheit der Stadt ist hier nicht zu sehen, nach einer Portion Pommes und einem Crepe steigt aber zumindest meine Laune.

10.06.2024 Tag 34

Nun fühle ich mich wirklich krank, habe fast keine Stimme mehr und bleibe erstmal auf der Couch. Oli und Felix versuchen nun die Schönheit der Stadt zu entdecken und finden zumindest eine Art Zentrum und eine Bäckerei mit einer sehr netten Verkäuferin, so dass Uli und ich an Board leckere Küchlein bekommen. Abends noch ein Spaziergang auf die Brücke.

11.06.2024 Tag 35

Heute wollen wir nach Etretat. Gerade noch rechtzeitig bekommen wir den Bus, der in einer Stunde dort ankommt. Etretat ist ein Touristenhighlight wegen der Felsenformationen. Wir wandern zu verschiedenen Aussichtspunkten, pausieren mit Sandwiches am Wegesrand und fahren vom nächsten Ort zufrieden zum Boot.

12.06.2024 Tag 36

Uli und Oli treten heute die Heimreise an. Eigentlich wären wir gerne noch ein paar Tage länger zusammen geblieben aber die Zugverbindungen werden immer komplizierter je dichter die Fußball EM kommt. Ein bisschen wehmütig bringen wir die beiden zur Straßenbahn und laufen dann noch ein bisschen durch Le Havre.
Ich bin froh, dass es morgen weiter geht.
Mit Magdalena und Daniel kommen wir zu dem Entschlusss, dass wir besser nach Saint Vaast segeln, denn das angekündigte Starkwindgebiet droht schon früher als gedacht über Cherbourg zu ziehen. Zum Glück guckt Magdalena nochmal auf die Webseite von Saint Vaast und entdeckt, dass das frühe Auslaufen dazu führen wird, dass wir vor dem Hafen warten müssen. Gerne nehmen wir die Idee, später zu starten auf und verabreden 05.00Uhr (auch noch zu früh, wie sich morgen rausstellt!).

Saint Vaast

13.06.2024 Tag 37

Heute hat Silvia Geburtstag, Herzlichen Glückwunsch!
Wir segeln wie verabredet um 05.00 Uhr los. Um 06.00 Uhr gehe ich ins Bett, wir haben 3-4 aus Südwest, das kann unsere Windsteueranlage „Herr Förtmann“. Ich lege mich wieder hin und verbringe die nächste 7 Stunden damit immer mal zu fragen ob Felix etwas braucht und danach wieder zu schlafen. Felix merkt, dass wir zu schnell sind und beginnt, genau wie die Adagio zu bremsen. Er nimmt die Fock weg, bindet ein Reff ins Segel und nimmt schließlich auch die Kutterfock weg. So kommen wir dann mit 3 Booten zur richtigen Zeit an. Es ist unser erster tidenabhängiger Hafen, das heißt, wir könnne nur in der Zeit 2,5 Stunden vor und ca. 3,5 Stunden nach Hochwasser einlaufen. Danach geht das Tor zu und das Wasser sinkt zum Teil bis der Boden trocken fällt. Kurz vor dem Hafen briest es ordentlich auf und ich bin froh, dass wir nicht weiter Cherbourg angesteuert haben. Als Felix das Großsegel birgt habe ich den Eindruck eine große schwarze Flosse bei dem Holländer vor uns zu sehen. Das kann nicht sein, bei so einem aufgwühlten Wasser sieht man keine Tümmler und so groß sind die auch nicht! Oh doch das sind sie!! Es sind große Tümmler (also Dephine). Eine Schule mit mindestens 6 Tieren kommt auf uns zu. Sie sehen aus wie unsere Tümmmler auf der Ostsee sind nur viel länger (2-3 Meter lang) und sehr kräftig. Sie schwimmen mit dem Boot, surfen in der Heckwelle und tauchen dann nach einem letzten Winken mit der Schwanzflosse unter und schwimmen zur Adagio. Ich muss mich wirklich zusammenreißen damit ich nicht alles stehen und liegen lasse und die Tiere beobachte. Daher machen wir keine Aufnahmen.
Saint Vaast ist auch im Regen sehr schön. Kleine französische Häuser prägen die Stadt, der Hafen ist zwar groß, erinnert aber ein bisschen an die dänischen Inseln, die wir doch vermissen.

14. ,15. und 16.06.2024 Tag 38, 39 und 40

Wir schlafen aus, machen einen Spaziergang zum Fort und in die Stadt und fahren am nächsten Tag mit einem Amphibienbus zu der Insel Tatihou gegenüber. Hier laufen wir alle Wege ab, gucken uns das Museum und die Ausstellungen an und versuchen die Möven nicht zu verärgern, die relativ gelassen ihre Kücken vor den Menschen schützen.
Wieder zurück überlegen wir mit Magdalena und Daniel ob wir morgen nach Cherbourg segeln. Daniel überzeugt mich, noch einen Tag zu bleiben, da morgen an der Ecke nach Cherbourg immer noch 4-5 Beaufort angesagt sind, die gegen die Strömung stehen und so zu gefährlichen Wellen führen können. Montag müssen wir dann vermutlich den Teil nach der Ecke motoren aber das ist mir lieber als die raue See, die durch Strom gegen Wind entsteht.
Am nächsten Morgen spreche ich mit dem jungen Mann von der Eumel (eine Viktoire 930) auch er schließt sich unserer Idee an. Wir bleiben alle im Hafen und genießen die Sonne und die Musik, die von der anderen Seite zu uns herüberweht.